Wedding Queen in Karlsruhe
Wenn man einen Heiratsantrag bekommt, freut man sich riesig, dass der wichtigste Mensch, sein Lieblingsmensch, mit einem den Rest seines Lebens verbringen will. In diesem Moment weiß man gar nicht, wohin mit seiner ganzen Liebe und man möchte es am liebsten sofort allen anderen Menschen da draußen mitteilen. Doch dicht gefolgt von dieser Glückseligkeit folgen direkt die ersten Gedanken über das große Fest mit all den Liebsten, die Zeuge dieses sehr bedeutenden Tages eines jeden Paares werden sollen: Wer wird eingeladen (vielleicht hat der ein oder andere auch schon eine heimliche Gästeliste gespeichert? Wo sollen die Trauung und das spätere Fest stattfinden? Was ziehen wir an? Soll es ein Motto geben (Schon heimlich Sachen bei Pinterest gepint? Und irgendwann taucht auch die Frage auf: „Wer wird mein Trauzeuge?“ In meinem Fall war schnell klar, wer diesen Part übernehmen sollte. Ein Garant für gute Laune, kreative Ideen und Zuverlässigkeit, eine Person, die mich und meinen Lieblingsmenschen sehr gut kennt und das schon viele Jahre und jemand, der mit Sicherheit auf meine Wünsche eingehen würde, kurzum: Die perfekte Trauzeugin! Und in meinem Fall war das ganz klar meine Freundin Laura.
Natürlich wusste ich im Vorfeld nicht, wann mein Junggesellinnenabschied stattfinden sollte. Nur eine Liste mit Teilnehmerinnen gab ich Laura. Tatsächlich fand „mein Tag“ dann eine Woche vor der Trauung statt. Irgendwie hatte ich schon gar nicht mehr damit gerechnet, weil so niemand wirklich Andeutungen in diese Richtung gemacht hatte. Ein paar Freundinnen und ich waren an diesem besagten Samstag zum Frühstück verabredet. Nicht sonderlich auffällig, da wir das sowieso hin und wieder machten. Als ich dort ankam, war auch nur für die besagten Mädchen gedeckt und weit und breit niemand weiter zu sehen. Wir begannen zu frühstücken und zu tratschen (Was sonst?!) als plötzlich Laura in der Tür stand (unerwartet, da Laura in Berlin wohnt und ich in der Pfalz). Von diesem Moment an ging es los. Mein Tag! Mit Laura wurde es plötzlich voll im Wohnzimmer: Die Mädels strömten aus allen Ecken, die Teller auf dem Tisch wurden mehr, genauso wie meine Tränen. Kurzum… ich war kurzzeitig einfach überfordert mit mir und meinen Gefühlen. Damit auch wirklich kein Moment, natürlich vor allem nicht die peinlichen, in Vergessenheit geraten würden, wurde alles mit der Kamera festgehalten.
Noch beim Frühstück klingelte es an der Tür und es wurde ein Päckchen für mich abgegeben: Eine DVD von „Guido“, dem Shopping Queen Papst, höchstpersönlich. Jede meiner Mädels stellte sich im Film noch einmal vor und sagte, warum gerade sie diejenige sei, die die neue Shopping Queen aus Karlsruhe werden würde. Danach erklärte „Guido“ mir und allen anderen Mädels auf der Couch, was mich heute erwarten würde und das Ganze natürlich in guter, alter Shopping Queen Manier. Auftrag war es, das beste Outfit zu finden. Jede bekam eine Farbe zugelost, die Braut hatte freie Wahl. Nach dem Finden des Outfits sollte natürlich auch auf Haare und Make-Up Wert gelegt werden und zum Schluss sollte alles vor Publikum präsentiert werden, um selbstverständlich die neue Wedding Queen zu küren. Danach ging es los. Umschläge wurden verteilt, in denen sich zum Einem noch einmal die Aufgabenstellung befand und natürlich ganz wichtig; auch die Farbe für das jeweilige Outfit. Außerdem 30 Euro. Mit diesem Budget mussten die „Kandidaten“ auskommen. Mir war zwar nicht ganz klar, wie das funktionieren sollte, aber gut. Um alle Dinge des Tages beisammen zu haben und unsere Zusammengehörigkeit zu demonstrieren, wurden super coole Wedding Queen Stoffbeutel verteilt.
SPASSIGE AUFGABEN UND SHOPPEN IM SECOND HAND LADEN
Da wir noch in Landau waren, mussten wir zunächst mit dem Shopping Mobil (dem Zug) nach Karlsruhe fahren. Das unausgesprochene Shopping Queen – Gesetz wurde auch direkt in die Tat umgesetzt: ein prickelndes, alkoholisches Kaltgetränk floss durch unsere vom Lachen trockenen Kehlen und sollte uns Kraft geben für alles Bevorstehende. Im Bahnhof angekommen, wurde mir dann eröffnet, dass ich natürlich die ein oder andere Aufgabe erfüllen musste (War ja klar!). Dazu musste ich aus einem Sammelsurium an Karten eine ziehen, auf der mein Auftrag stand. Zuerst sollte mich ein Mann zur gegenüberliegenden Straßenseite tragen. Drüben angekommen, folgte die nächste Aufgabe: Ich musste eine Rede über die Ehe halten. Null Problem für mich; das alkoholische Kaltgetränk aus dem Shopping Mobil machte nicht nur mein Kehle feucht, sondern auch meine Zunge locker und so plapperte ich fröhlich und auch nicht gerade leise drauf zu. Check! Diese Aufgaben hatte ich erfüllt. Danach wussten alle wie es weiter geht würde und vor allem wohin es gehen sollte; nur eine nicht und die war ich. Wir liefen durch Karlsruhe (Dazu muss man sagen, dass niemand wirklich ortsansässig war, bis auf eine Freundin. Wir sind trotzdem immer irgendwann angekommen). Weitere Aufgaben folgten: Ein Auftritt mit einer Passantin zu einem bekannten Boyband-Hit (Sie war die lustigste Person überhaupt. Gefunden habe ich sie am Tresen einer Spielunke mittags um 13 Uhr. Zuhause war sie nach eigenen Angaben seit dem Vorabend nicht mehr; also genau die richtige Person für meinen Auftritt, welcher dann natürlich auch Bombe war.) und Schuhe putzen. Die Zeit und auch der Weg vergingen durch die kleinen Einlagen wie im Flug und plötzlich standen wir vor einem Second-Hand-Laden. Nun war mir auch klar, wie das Budget reichen sollte. Der Laden mit den zwei Damen, die extra und ausschließlich für uns öffneten, begrüßten uns freundlich und schenkten uns direkt ein weiteres, prickelndes Getränk ein und der Wahnsinn begann: Viele Frauen, viele Kleider, viele Accessoires, jeweils 30 Euro und ganz wichtig, jeweils eine Farbe. Alle wuselten umher auf der Suche nach dem perfekten Outfit; ein heilloses Durcheinander, aber jede Menge Spaß. Kleider flogen durch die Luft, Sachen anprobiert, getauscht und beraten, Hüte und Ketten angezogen und wieder ausgezogen und irgendwann hatte wirklich jeder sein Outfit zusammen: Sogar lila und gelb kamen zustande. Man will es kaum glauben. Zum Abschluss gab es ein Foto und wir verließen das Geschäft.
Das Styling im Park
Weiter ging es durch die Straßen von Karlsruhe bei strahlendem Wetter. Plötzlich hielten wir vor einem Schönheitssalon an. Begrüßt wurden wir genauso freundlich. Jede der Mädels bekam ein kleines Präsent und ich eine Gesichts- und Fußmassage, die besser nicht hätte sein können. In Ruhe entspannen, konnte ich aber natürlich nicht. Ich war viel zu aufgeregt und die Kaltgetränke hatten in ihrer Wirkung auch noch nicht nachgelassen. Mein Mund stand nicht still. Ich glaube am Ende kannte die nette Dame mein ganzes Leben. Frisch geölt verließ ich mit den Mädels den Schönheitstempel und nach einem kurzen Zwischenstopp bei dem Laden mit dem großen, gelben M, landeten wir im Schlosspark. Dort setzen wir uns auf Decken, es gab weitere Getränke und diverse kleine Schweinereien in Form von Küchlein. Das Wetter wurde mittlerweile ein wenig schlechter, was der Stimmung allerdings keinen Abbruch tat. Wir änderten unseren Platz unter einen großen Baum und plötzlich tauchten zwei weitere Freundinnen auf. Lena und Caro sind bekennende Beautytanten und mit allem ausgerüstet, was das Herz begehrt. Jeder Friseursalon und jeder Schönheitstempel würde sich nach deren Ausrüstung die Finger lecken. Jetzt wurde mir auch klar, wer sich um Haare und Makeup kümmern würde. Jedes Mädchen wurde zunächst beraten und dann mit viel Hingabe und Professionalität gestylt. Wie immer galt: „Gut Ding will Weile haben!“ und so wurde die Zeit zwischendurch genutzt, um zahllose Hits unserer Jugend zu trällern und dabei voller Hingabe zu tanzen (bzw. versuchten wir beides). Eigentlich hätten wir danach unsere neu erworbenen Outfits und unsere überaus gelungenen Frisuren im Park vor Publikum präsentieren sollen, aber das Wetter spielte nicht mit. Also verlegten wir unseren Catwalk auf einen späteren Zeitpunkt.
DER „CATWALK“ IN EINEM AFRIKANISCHEN RESTAURANT
Mittlerweile war es auch an der Zeit mal wieder etwas zu essen. Hatten wir ja lange nicht (haha). Reserviert war in einem afrikanischen Restaurant. Nachdem alle ihre traditionellen Speisen verputzt hatten, war es endlich an der Zeit, unsere Outfits und die Resultate des „Hair and Makeup-Teams“ vorzustellen. Ganz wie im TV zogen alle ihre Shoppingbeute im Backstagebereich (Toilette) an und liefen eine nach der anderen voller Enthusiasmus über den Catwalk (Teppich im Restaurant). Die Präsentation war natürlich ganz wie bei den Topmodels von Heidi, nur dass es dieses Mal am Schluss keine Fotos gab, sondern, ganz klar, super viel Applaus und selbstverständlich Kommentare von Guido (eine hochschwangere Freundin, die tagsüber nicht dabei sein konnte). Zudem durften wie immer Fragen an die Shopperin gestellt werden, die voller Begeisterung beantwortet wurden. Am Schluss wurde natürlich auch die neue Wedding Queen gekürt. Naaaa? Wer das wohl sein kann?! Ganz klar. Das konnte selbstverständlich an diesem Tag nur eine sein – die Braut to be… Also ich! Gekrönt wurde mit einem Diadem, das den Rest des Abends getragen werden musste. Den Abend ließen wir dann in einem Club ausklingen, um noch ein Bisschen in unseren tollen neuen und vor allem bunten Outfits zu dancen. Erschöpft, aber super glücklich über einen so tollen Junggesellinnenabschied fuhren wir zu späterer Stunde mit dem Taxi wieder zurück nach Landau.
Wenn ich so über meinen Junggesellinnenabschied nachdenke, werde ich doch auch immer wieder ein Wenig wehmütig. So schön war der Tag, so perfekt, so auf mich zugeschnitten. Kein blöder 0815 Bauchladen mit dem ich als die 1000ste Braut to be an diesem Tag in irgendeiner Großstadt umher irre und peinlich berührt versuche Kondome und allerlei anderen Firlefanz an die Menschheit zu bringen, um am Ende des Tages völlig abgeschossen in einem Club zu tanzen, als wäre ich nochmal 15 (okay, letzteres ist natürlich immer ganz lustig). Ich hatte einen ereignisreichen Tag mit all meinen Mädels, einen Tag, der mir wirklich in Erinnerung bleiben wird und auf den ich stolz bin. Stolz vor allem auf Laura, die diesen Tag so lange und mit so viel Liebe zum Detail geplant und durchgeführt hat.
Und noch stolzer bin ich, dass mein Junggesellinnenabschied der Grundstein, quasi der Prototyp, für die „Schachteltante“ war.
EURE Jule